„Leben im Jetzt - Das Praxisbuch“ von Eckhart Tolle versteht sich als Vertiefung seines Bestsellers „Jetzt! Die Kraft der Gegenwart“ und, wie der Untertitel sagt, als Buch zur praktischen Umsetzung seiner Einsichten.
„Viele der Textpassagen eignen sich besonders zum meditativen Lesen. Dabei kommt es nicht darauf an, dir neue Kenntnisse anzueignen, sondern beim Lesen in einen anderen Bewusstseinszustand einzutreten.“
Dieser andere Bewusstseinszustand ergibt sich fast automatisch durch Tolles wiederholte Fragen und Aufforderungen, von denen hier einige zitiert werden sollen:
„Frage dich: Tue ich das, was ich gerade tue, leicht, unbeschwert und voller Freude? Wenn nicht, ist der gegenwärtige Augenblick von Zeit überlagert, sodass du das Leben als Mühe und Last empfindest.“
„Sobald du den gegenwärtigen Augenblick zu würdigen weißt, bleibt nichts mehr von Unglück und Kampf übrig, und schon beginnt das Leben leicht und freudig zu fließen.“
„Dann ist das psychische Bedürfnis, jemand anders zu sein, als du bereits bist, nicht mehr da.“
„ … in der tieferen Dimension des Seins fehlt es dir schon jetzt an nichts, bist du heil und ganz.“
„In dieses Feld können Unbewusstheit und Negativität, Missklang und Gewalt nicht eindringen, ebenso wie Dunkelheit keinen Bestand hat in Gegenwart von Licht.“
„‚Fühle ich mich in diesem Augenblick wohl?‘ Das ist eine gute Frage, die du dir oft stellen solltest.
„Zeige mindestens ebenso viel Interesse an dem, was in deinem Innern vorgeht, wie an dem, was in der Außenwelt geschieht.“
„Aber aufgepasst: Das falsche, unglückliche Selbst, das sich über das Denken definiert, lebt von Zeit. Es weiß, dass der gegenwärtige Augenblick seinen Tod bedeutet, und fühlt sich natürlich stark bedroht. Deshalb wird es alles in seiner Macht Stehende tun, um dich aus dem Jetzt herauszuholen und dich in der Zeit gefangen zu halten.“
„Wenn du gegenwärtig genug bist, um all diese Dinge zu beobachten, ohne dabei Kritik zu üben, zu analysieren oder zu werten, nimmst du dich deiner Vergangenheit an und löst sie durch die Kraft deiner Gegenwärtigkeit auf.“
„Gegenwärtigkeit ist nötig, um die Schönheit, die Majestät, die Heiligkeit der Natur wahrzunehmen.“
„Durch dich erwacht das Bewusstsein aus seiner erträumten Identifikation mit den Formen und zieht sich aus ihnen zurück. Damit wird es Teil eines Ereignisses, das sich bereits andeutet, obwohl es dem chronologischen Zeitablauf nach wahrscheinlich noch in ferner Zukunft liegt. Dieses Ereignis ist nichts anderes als das Ende der Welt.“
„Du musst also ganz in deinem Körper wohnen. Ein Teil deiner Aufmerksamkeit muss immer auf das innere Energiefeld deines Körpers konzentriert sein. Du musst den Körper sozusagen von innen spüren. Das Körperbewusstsein hält deine Gegenwärtigkeit wach. Es verankert dich im Jetzt.“
„‚Überschwemme‘ deinen Körper mit Bewusstsein, sobald du einmal ein paar Minuten nichts zu tun hast, vor allem aber am Abend kurz vor dem Einschlafen und morgens gleich nach dem Aufwachen.“
„Der überwiegende Teil menschlichen Schmerzes ist unnötig. Er ist selbst verursacht, solange du dein Leben vom unbeobachteten Verstand regieren lässt.“
„Nach Meinung mancher spiritueller Lehren ist Schmerz im Grunde eine Illusion, und das ist wahr.“
„Der Schmerzkörper mag es nicht, wenn du ihn genau unter die Lupe nimmst und ihn als das erkennst, was er ist. In dem Augenblick, in dem du den Schmerzkörper beobachtest, sein Energiefeld in dir spürst und ihm deine Aufmerksamkeit zuwendest, ist die Identifikation sofort aufgehoben.“
„Dich selbst im Sein hinter dem Denker, in der Stille hinter dem Gedankenlärm, in der Liebe und Freude hinter dem Schmerz zu erkennen, das ist Freiheit, Erlösung, Erleuchtung.
Sich von der Identifikation mit dem Schmerzkörper zu lösen bedeutet, den Schmerz mit Gegenwärtigkeit zu durchdringen und so zu verwandeln.“
„Sobald durch Akzeptieren dessen, was ist, das Urteilen aufhört, bist du frei vom Denken und hast endlich Raum für Liebe, Freude und Frieden.“
„Der stärkste Katalysator für Veränderungen in einer Beziehung ist das totale Akzeptieren …“
„Dadurch gehst du sofort über das Ego hinaus. Dann ist es vorbei mit allen mentalen Spielchen und suchthaftem Anklammern. Dann gibt es keine Opfer und Täter, keine Kläger und Beklagten mehr.“
„Wenn du weißt, dass du nicht im Frieden bist, erzeugt dieses Wissen eine räumliche Stille, die deinen Unfrieden liebevoll und zärtlich umhüllt und schließlich Unfrieden in Frieden verwandelt.“
„Du musst zuerst auf einer Ebene vollkommen versagt, einen schweren Verlust erlebt oder großen Schmerz erlitten haben, um dich der spirituellen Dimension zu öffnen.“
„Selbst wenn alles um dich herum in sich zusammenstürzte und zerfiele, würdest du trotzdem in deinem tiefsten Innern im Frieden sein.“
„Hast du dich erst einmal mit einer bestimmten Form von Negativität identifiziert, willst du nicht mehr davon ablassen, und auf einer tief unbewussten Ebene sträubst du dich gegen jede Veränderung zum Positiven.“
„Lerne aus der Beobachtung von Pflanzen und Tieren, das zu akzeptieren, was ist, und dich dem Jetzt hinzugeben. Lerne von ihnen das Sein.“
„Aber solange Negativität da ist, solltest du sie nutzen. Fasse sie als eine Art Signal auf, das dich daran erinnert, gegenwärtiger zu sein.“
„Statt eine negative Reaktion einfach fallen zu lassen, kannst du sie auch loswerden, indem du dir vorstellst, für den äußeren Anlass der Reaktion durchlässig zu werden.“
„Leiste keinen Widerstand. Es ist, als sei niemand mehr da, der verletzt werden könnte. Das ist Vergebung. Auf diese Weise wirst du unverwundbar.“
„Suche keinen Frieden. Gib dich mit dem Zustand zufrieden, in dem du dich gerade befindest, statt einen anderen herbeizusehnen; sonst sind innere Konflikte und unbewusster Widerstand vorprogrammiert.“
„Vergib dir, dass du nicht im Frieden bist. In dem Augenblick, in dem du deinen Unfrieden rückhaltlos akzeptierst, wird er sich in Frieden verwandeln.“
„Mitgefühl ist die bewusste Wahrnehmung einer tief greifenden Verbindung zwischen dir und allen Wesen.“
„Hingabe heißt also, den gegenwärtigen Augenblick ohne Bedingungen und Vorbehalte anzunehmen.“
„Unerwünschte oder unangenehme Lebensumstände brauchst du nicht hinzunehmen.“
„Wenn du in die zeitlose Dimension der Gegenwart eintrittst, ergeben sich oft erstaunliche Veränderungen, ohne dass du viel dazutun musst. Das Leben erweist sich auf einmal als hilfreich und kooperativ.“
„Gib nach, um zu siegen.“
„Der Glaube an das Etikett, mit dem jemand deinen Zustand beschreibt, erhält diesen Zustand aufrecht, verleiht ihm Gewicht und macht aus einer vorübergehenden Störung einen scheinbar festgefügten Tatbestand.“
„Aber wenn du transformiert wirst, wird deine ganze Welt transformiert, weil die Welt nur ein Spiegelbild ist.“
„Es ist der ‚Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft‘.“
„Du ziehst immer das an und manifestierst das, was deinem inneren Zustand entspricht.“
„Wenn es keinen Ausweg gibt, dann gibt es zumindest einen Weg hindurch.“
„Da es unmöglich ist, dem Gefühl zu entfliehen, besteht die einzige Möglichkeit zur Veränderung darin, tief hineinzugehen; sonst wird sich gar nichts ändern.“
„ … lass jeden Augenblick von neuem die Vergangenheit sterben und vertreibe mit dem Licht deiner Gegenwärtigkeit das schwere, zeitgebundene Selbst, das du für dein ‚Ich‘ gehalten hast.“
„Der Weg des Kreuzes ist eine vollkommene Verkehrung. Er bedeutet, dass sich das Schlimmste in deinem Leben, dein Kreuz, in das Beste verwandelt, was dir je widerfahren ist, indem es dich zum Aufgeben zwingt, zum ‚Sterben‘, dazu, zu nichts und folglich zu Gott zu werden– denn auch Gott ist ‚nichts‘.“
„Welche Wahl hast du schon, solange dein Denken mit seinen konditionierten Mustern dein Leben regiert und du dich damit identifizierst? Keine.“
Was ist dem noch hinzuzufügen? Mein herzlicher Dank an Eckhart Tolle.
Vera Seidl